Autumn leaves (Winter comes…)

Wenn in heimischen Gefilden die Vögel gen Süden ziehen, die Wolken nur noch selten den Blick zur Sonne freigeben und in den Supermärkten Christstollen und Printen die Auslagen füllen, da weiß jedes Kind: Der Winter steht vor der Tür – Es ist Ende August.

Zumindest in Deutschland. Wie schön war es deshalb fuer mich, ab September einen richtigen Spätsommer in Rom erleben zu koennen, der es mir bis zur letzten Woche ermöglichte, im T-Shirt durch die Stadt zu streifen. Seit der Zeitumstellung jedoch hat sich schlagartig einiges geändert. Um halb sechs ist es dunkel, es regnet häufiger und dann gerne auch wie aus Kübeln und ein eisiger Wind zieht durch die Straßen. Dass der Winter kommt, ist allein dadurch ersichtlich, dass jetzt die afroamerikanischen und indischen Händler nicht mehr mit blauen Plastiksäcken voll blinkender Winkwedel in den Bus steigen, sondern mit einem bunten Strauß Regenschirme.

Am Montag hatten wir ein kleines Konzert mit dem Chor in Santa Maria Maggiore und es war wirklich beeindruckend, in solch einer großen und wunderschönen Kirche zu singen.

Ansonsten schaue ich mir nach wie vor viele Ausstellungen an (vorgestern Pavarotti, morgen Bellini – ich nehm alles mit) und bemühe mich auch sonst, recht bildungsbürgerlich zu erscheinen: Ich lese den Werther und übersetze für Michele, meinen „Lehrer“ Kapitel aus „Pride and Prejudice“ ins Italienische. Ich schaue Filme von Fellini bis Benigni (auch wenn so komplexe Werke wie Pasolinis „Uccellacci ucellini“ (Größe Vögel, kleine Vögel) durch meine fehlende Sprachkenntnis noch deutlich zu schwer sind) und versuche, zusammen mit Joel, einem Erasmusfreund aus der Schweiz, hinter die italienische Politik zu steigen. Sehr interessant ist dafür auch, die Artikel aus Deutschland zu lesen, da einem viele hiesige Phänomene erst durch die Erläuterung der ausländischen Presse (natürlich auch, weil die Sprachschwierigkeiten wegfallen) verständlich werden: So ist zum Beispiel sehr interessant, zu erfahren, wie umstritten jener Padre Pio ist, ein italienischer Mönch, der hier als Volksheiliger wie ein Star verehrt wird ist und zu dem laut Umfrage mehr Italiener beten als zu Jesus und Maria.

Heute am Volkstrauertrag war ich mit Bettina – bei strahlendem Sonnenschein immerhin –

in Verano, dem größten Friedhof Roms und morgen wollen wir mit einigen Freunden vor dem Colosseo frühstücken und dann (bei angeblich freiem Eintritt) endlich einmal in eben dieses große, monumentale Ding gehen, das damals ungeschickterweise so gebaut wurde, dass heute alle Autos drum herum fahren müssen… (In EUR, dem Weltausstellungspark-Stadtteil steht übrigens der jüngere Bruder, das „Colosseo quadrato“)  

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