You drive me crazy

Der Verkehr in Rom ist so berühmt-berüchtigt, dass er sogar in einem Lied gewürdigt wurde („Er traffico di Roma“ von Radici nel Cimento), das das dortige Chaos ganz gut beschreibt. Er traffico di Roma ist jedoch nur eine müde Vorahnung von dem traffico di Napoli. Neapel ermögliche einem vermutlich am stärksten das Gefühl, wirklich zu leben, stand im Reiseführer. Mit der Anmerkung, dass dies vermutlich auch daran liegen könne, dass man angesichts des dortigen Verkehrs dem Tod ständig ins Auge sehe. Müsste ich einen Unterschied zwischen den beiden Verkehrsarten benennen, würde ich sagen: In Rom ist es nicht unüblich, auch noch über rote Ampel zu fahren. In Neapel wird gehupt und geschimpft, wenn man es nicht tut…

Zu viert (mit einem Schweizer und zwei Französinnen) hatten wir uns aufgemacht, um ein wenig das südliche Italien zu erkunden und wir reisten lieber mit dem Zug an. Auch weil die öffentlichen Verkehrsmittel so unschlagbar günstig sind: Kann man in Deutschland für 10 Euro gerade einmal von Sinzig nach Köln fahren, reicht es hier für die gesamte Strecke Rom-Neapel.

Immer wieder wurde von der Kriminalität in der Stadt gewarnt und so ließ ich 50 Euro auf unserem (von Lonely Planet empfohlenem) Hotelzimmer und versteckte sie in einer kleinen Tasche in meinem Kulturbeutel. Dort waren sie jedoch am nächsten Morgen nicht mehr, auch nach ausgiebiger Suche war nichts zu finden. Der Portier entschuldigte sich und sagte, er könne nichts machen, es sei unmöglich, dass das Geld entwendet worden sei, da keiner in den Raum gelangen können, ohne den Schlüssel bei ihm zu holen. Ich bat ihn, seine Putzkraft zu fragen, ob sie vielleicht etwas „gesehen“ habe. Als alle diese Versuche erfolglos blieben und ich in einem Nebensatz erwähnte, es sei vielleicht doch angebracht, die Polizei zu verständigen, wurde er kooperativer und bot mir an, uns einen Preisnachlass für das Hotelzimmer zu geben (er hatte keine Stimme und sprach so, dass es klang, als würde er permanent gewürgt, was die spannende Atmosphäre noch verstärkte). Etwas verwundert stimmt ich schließlich zu, ich hatte ja keine Wahl, das Geld wähnte ich ohnehin verloren. Am Abend bei unserer Rückkehr nahm mich der Portier jedoch zur Seite und steckte mir geheimnisvoll 50 Euro zu, die plötzlich beim Putzen hinter meinem Bett gefunden worden seien. Die wahre Geschichte werden wir nie erfahren…

Ansonsten ist die Stadt wirklich schön und man spürt deutlich den südlicheren Charakter (im Vergleich zu Rom – und Köln). Wir haben großartige Pizza gegessen  (in Neapel wurde die erste Pizza Margherita erfunden, im Jahr 1889 zu Ehren der nach gleichnamigen Königin (bereits zuvor hatte Vivaldi der Quattro Stagioni zu Ehren vier Violinkonzerte geschrieben) und auch für das napolionische Gebäck ist man kurzzeitig geneigt, die dortige Kriminalität auszublenden…Ferner haben wir uns die gigantischen Mosaike (aus über 1 Million Steinchen), eine recht umfangreiche Sammlung von Liebesstellungs-Zeichnungen und die Stadt von einer Bergfestung bei Nacht angesehen.

Leider habe ich es nicht mehr geschafft, als typisches Souvenir „Gomorrha“, den Film über die Mafia, der zur Zeit in den Kinos läuft, als Raubkopie zu kaufen. Ein authentischeres Mitbringsel wird man wohl kaum finden. Sonntags dann sind wir noch Pompei gereist, wo sich zahlreiche Steine (teilweise auch relativ gut erhalten) befinden und wo wir abschließend die amerikanischste Touri-Pizza und Pasta bis dato gegessen haben.

Nachtrag: Einige Tage später kam der Tipp: In Napoli das Geld immer in den Schuhen mit sich tragen. Für’s nächste Mal wisster Bescheid…

 

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